Teil 1: Gefühle als "innere Helfer" ...
Es dauert nicht lange, da kommen auf einmal Gefühle zum Vorschein, die ich im Hamsterrad und in der normalen Alltagshektik bislang gar nicht bemerkt habe. Es sind Ohnmacht, Hilflosigkeit, Unruhe, Erschöpfung und Unlust, die sich immer mal wieder in vereinzelten Situationen zeigen. So geballt habe ich solche Gefühle noch nicht erlebt. Vielleicht lagen sie bislang zu tief vergraben, als dass ich sie hätte wahrnehmen können.
Irgendwo habe ich einmal aufgeschnappt, dass Gefühle so etwas wie „innere Helfer“ sein können. Eine Art Barometer dafür, ob wir uns im seelischen Gleichgewicht befinden oder nicht. Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht beachten, dann gerät das menschliche System in ein Ungleichgewicht und kann womöglich mit unangenehmen Gefühlen und körperlichen Blockaden reagieren, um darauf hinzuweisen, dass etwas nicht stimmt, dass etwas fehlt. Bedürfnisse sind grundsätzlich nicht verhandelbar und sollten immer erfüllt werden (auch das habe ich irgendwo gelesen). Es geht um Dinge wie Sicherheit, Anerkennung, Nähe, aber auch Autonomie, Entwicklung usw. (menschliche Grundbedürfnisse eben ...).
Demnach könnten Gefühle einen Zugang zu unseren unerfüllten Bedürfnissen ermöglichen. Ich frage mich, welche unerfüllten Bedürfnisse wohl hinter meinen Gefühlen stehen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, nehme ich mir vor mich in den entsprechenden Situationen (sobald die Gefühle auftreten) bewusster zu beobachten und wahrzunehmen. Ich möchte herauszufinden, wann und wodurch diese Gefühle entstehen und starte ein entsprechendes Selbstexperiment, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Den Bedürfnissen auf der Spur ...
Das erwähnte Selbstexperiment erfolgt durch
- Selbstbeobachtung,
- Annahme der Gefühle und
- einen inneren Dialog, indem ich Fragen an mich selbst stelle:
Schritt 1 – die Gefühle beobachten:
Ich beobachte mich selbst und versuche Situationen, in denen die für mich unguten Gefühle auftauchen, zu identifizieren. Für eine Weile schreibe ich alles auf und versuche Regelmäßigkeiten zu erkennen. Dabei stelle ich fest, dass bei bestimmten Gelegenheiten auch immer dieselben Gefühle auftauchen.
- Ohnmacht und Hilflosigkeit -> bei Überforderungen.
- Sich-nicht-verstanden-fühlen -> bei Erwartungen.
- Erschöpfung -> bei Druck und Stress.
- Unruhe, gleichzeitig Anspannung -> in Entspannungssituationen.
- Starre und Unlust-> in Entspannungssituationen.
Schritt 2 – in die Gefühle hinein spüren:
Es gibt also fünf verschiedene Gefühlszustände in fünf verschiedenen Situationen. Ich versuche das Gefühl nicht wegzudrücken oder zu verdrängen, sondern es anzunehmen, so wie es ist. Das bedeutet, ich spüre in das Gefühl hinein und gebe ihm damit entsprechenden Raum. Wenn der auslösende Moment ungünstig ist, um so zu verfahren (und das ist ja meistens der Fall), hole ich das Gefühl zu einem späteren Zeitpunkt zurück ins Gedächtnis (z.B. abends im Bett, hier ist es nicht mehr ganz so präsent, aber es funktioniert auch).
Schritt 3 – Fragen an sich selber stellen:
Während ich in das Gefühl hinein spüre, beginnt eine Art innere Dialog. Ich stelle Fragen, die an mich selbst gerichtet sind bzw. an den gefühlten Zustand. Mit der Zeit erhalte ich tatsächlich Antworten. Manchmal sind es Gedanken, manchmal innere Bilder und manchmal auch einfach nur Ahnungen. Oft kommen mir Antworten und Erkenntnisse auch zwischendurch, über Nacht oder beim Tagebuch-Schreiben in den Sinn. Wichtig ist es, nichts zu vergessen.
Und das sind die Fragen, die ich verwende:
- In welchen Situationen und Zusammenhängen tauchen die Gefühle auf?
- Wie fühle ich mich konkret?
- Was denke ich dann?
- Wie verhalte ich mich in der auslösenden Situation?
- Was bräuchte ich, um mich besser zu fühlen? (Welches unerfüllte Bedürfnis steckt dahinter?)
Das Selbstexperiment ist anfangs zugegebenermaßen ein wenig gewöhnungsbedürftig, es fühlt sich ziemlich abstrakt an. Aber ich lasse mich ein und es funktioniert. Durch die inneren Dialoge gelingt es mir tatsächlich, meine versteckten Bedürfnisse aufzuspüren, es ist der Wunsch nach:
- Sicherheit , Geborgenheit
- Anerkennung, Akzeptanz
- Entspannung
- Wachstum, Entwicklung
Eine Zusammenfassung der inneren Dialoge und die Ergebnisse der Selbstbeobachtung beschreibe ich im nächsten Blogbeitrag (Gefühle und Bedürfnisse Teil 2).